Fehler und kritische Situationen in der medizinischen Behandlung schädigen Patient*innen undAngehörige, aber nicht selten auch zusätzlich die Behandelnden. Das Phänomen trägt den Fachbegriff „Second Victim“, also zweites Opfer.
„Aus der Perspektive der Patientensicherheit istbesonders schwerwiegend, dass durch die Traumatisierung von Personal des Gesundheitswesensauch weitere Patient*innen geschädigt werden können. Second Victims brauchen Hilfe, um dasVertrauen in die eigenen Fähigkeiten, die Berufszufriedenheit bis hin zur eigenen Lebensqualität zu erhalten.“, sagt Autor und Herausgeber, Prof. Dr. Reinhard Strametz.
Das Buch zeigt Hilfsprogramme und Kriseninterventionen zur Verminderung der Effekte von Second‐Victim‐Traumatisierungen auf. Internationale Studien zeigen, dass die Traumatisierung Behandelnder ein länderübergreifendes und flächendeckendes Phänomen darstellt und selbst innerhalb der Weiterbildungszeit schon über 50% befragter Kolleginnen und Kollegen betreffen kann. Folgen sind psychische und psychosomatische Reaktionen bis hin zu manifesten Erkrankungen. Die so Betroffenen verlieren nicht selten ihren Antrieb und ihre Fähigkeit, empathisch und fürsorglich mit Patient*innen zu interagieren.
So entsteht ein Teufelskreis aus belastenden Erlebnissen und zurückgehenden persönlichen Ressourcen, um die Situation zuverbessern. „Es ist im Interesse aller im Gesundheitssystem, diese Teufelskreise zu durchbrechenoder gar nicht erst entstehen zu lassen. Dazu soll dieses Buch beitragen, indem Führungs‐ und Fachkräfte sensibilisiert werden und konkrete Lösungen aufgezeigt werden,“ sagt Prof. Dr. Reinhard Strametz.
„Fehler einzugestehen und Hilfe zu suchen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von innerer Stärke und Verantwortungsbewusstsein für sich selbst und die anvertrauten Patient*innen,“ führt auch Dr. Ruth Hecker aus, Vorsitzende im Aktionsbündnis Patientensicherheit. Sie wünscht sich eine Sicherheitskultur, „in der es normal ist, Fehler einzugestehen und auf dieser Grundlage konstruktivnach Lösungen zu suchen. Dazu gehört auch, Hilfe bei psychischen Belastungen anzubieten beziehungsweise in Anspruch zu nehmen. Das gilt aufgrund der besonderen Verantwortung ganzbesonders für medizinische Fachkräfte.“
Das Buch, das zahlreiche Beiträge von namhaften Expertinnen und Experten zum Thema bietet, ist im Kohlhammer‐Verlag (ISBN 978‐3‐17‐039970‐9) erschienen und zum Preis von EUR 36,00 im Buchhandel erhältlich.