Das SafetyPin Forum des APS ist unser neues Onlineformat. In regelmäßigen Abständen bieten wir damit der Fachwelt und allen Interessierten Gelegenheit, sich über das Thema Patientensicherheit zu informieren und in einer offenen Diskussionauszutauschen. Die Teilnahme ist für alle Interessierten offen und kostenfrei.
Rückblick auf das 4. SafetyPin Forum der APS
Das 4. SafteyPinForum fand am Mittwoch, 19. Februar 2025, statt.
Thema – Agenda 2025: Globaler Aktionsplan, Digitalisierung, Gesundheitsdaten und mehr für eine Erhöhung der #Patientensicherheit
Vier hochrangige Expert:innen referierten zum Nutzen digitaler Technologien und der Macht von Daten, um Best Practices und Chancen der Digitalisierung für mehr Patientensicherheit zu erörtern.
Univ.-Prof. Dr. med. Sylvia Thun von der Charité – Universitätsmedizin Berlin sprach über: „Datensicherheit und Patientensicherheit im digitalen Gesundheitswesen: Wie Interoperabilität die Gesundheitsversorgung verbessert“.
Prof. Thun gab einen Überblick über Digitalisierungsaktivitäten in Deutschland.
Es gibt die Digitalstrategie vom Bundesgesundheitsministerium mit vielen großen Ideen und dem Ziel: 2026 alles digital zur Verfügung zu stellen, so auch die bekannte ePA – elektronische Patientenakte. Dabei geht es um einen sicheren Datentransfer und auch die Datennutzung des Gesundheitswesens. Was ist neu? Die ePA und das e-Rezept gibt es nun, wobei es eine Verknüpfung mit der digitalen Medikationsliste geben soll. Außerdem wurde der DigitalRadar durchgeführt, der Digitalisierung in Krankenhäusern misst und eine Verbesserung in Deutschland feststellen konnte. Einen sicheren Übertragungsweg für medizinische Daten bieten Messenger und Mailprogramm des KIM – „Kommunikation im Medizinwesen“.
Probleme die weiterhin bestehen: Einheitliche Codierung fehlt, Wer digitalisiert was und wann? Woher stammen die Informationen? Wie werden Veränderungen im Stoffwechsel wie beispielweise Allergien datiert und berücksichtigt?
Die Charité arbeitet aktuell an einem Verfahren, die Daten der Krankenhäuser in Deutschland nutzbar zu machen. Nach Einverstädniserklärung der Patient:innen sollen die Daten der Health Data Plattformen der Krankenhäuser nutzbargemacht werden und der Forschung zur Verfügung stehen in dem zentralen Netzwerk Universitätsmedizin. Die Daten bleiben dabei an den Krankenhäusern und können anhand von Forschungsfragen und Nutzung von Algorhythmen untersucht werden. Dieser Ansatz wird auch viel in anderen Ländern genutzt, wie der European Health Data Space.
Dr. Anke Diehl von der Universitätsmedizin Essen präsentierte: „Digitale Transformation im Krankenhaus für eine sichere Patientenversorgung“
Wie weit sind wir mit der Digitalisierung in Krankenhäusern?
Erste Abfragung des DigitalRadars im Juni 2021 mit den folgenden Parametern: Struktur und Systeme, Resilienz Management & Performance, Org. Steuerung & Datenmanagement, Klinische Prozesse, Informationsaustausch, Telehealth, Patientenpartizipation → 33,3 Punkte erreicht. Zweite Abfragung im Juni 2024 → 42,4 Punkt erreicht.
100 Punkte wären das Maximum, also immer noch viel Luft nach oben. Es wurden Unterschiede im DigitalRadar Score innerhalb der Versorgungsstufen erkennbar. Die Maximalversorgung erreichte die höchsten Punkte und auch die höchste Verbesserung im Vergleich zu den anderen.
Vorteile der Digitalisierung in Krankenhäusern, als Grundlage für die Entwicklung und Nutzung für KI in der Medizin. Sie liefert Anwendungsbeispiele für KI, aber auch IT-Prozesse, die den Informationsfluss und Prozesse im Krankenhaus effizienter, sicherer und besser gestalten. Durch Standardisierung und Nutzung der internationalen Erfahrungen und interoperabel sein. Das FHIR (Fast Healthcare Interoperability Resources) als Standard für alle Player gesetzt.
Anwendung:
Zielgruppen: a) Patent:innen, b) Versorger:innen Gesundheitsberufe, c) Forscherinnen
Anwendungsfelder: KI, Digitale Medizintechnik, Telemedizin (im Aufbau)
Vorteile für die Zielgruppen a) Bessere Prognose, Diagnostik, neue Therapiemöglichkeiten kennen, Barrierefreiheit, b) Entlastung, Zeitersparnis, Sicherheit, c) Einfachere Auswertung, Verfügbarkeit, sektorübergreifend.
Beispiele der Universitätsmedizin Essen: Patient Dashboard, KI Diagnostik: Stroke Bot inkl. Intranet Messenger, KI Therapie: Patient Reported Outcome Measures → digitaler Fragebogen, im OP: Robotik, KI, VR (Neurochirurgie, HNO-Augen).
Wie werden wir ein Smart Hospital?
Eine transformative Wirkung auf das Krankenhaus ist durch Digitalisierung bemerkbar. Medizinische Fachberufe und medizinischer Dienst muss geschult und integriert werden. KI ist bereits in der Patient Journey realisiert. Weitere Herausforderungen durch Verzerrung berücksichtigen bei bspw. Gender-Bias, Ethikstandard und Sprache als Interface. Die Patient Participation ist extrem wichtig für Feedback und dem Big Picture für ein Smart Hospital. Ausblick: Auch Interesse an der Integrierung von externen Daten.
Dr. Eduardo Salgado sprach über: „Innovation perioperative Versorgung”
Das Konzept von Digital Health als Zusammenführung von Patientendaten, Konnektivität und Rechenleistung als Intersektion von Medizin und Computer Science zur Optimierung des Workflows und der Verbindung zum Patienten auch außerhalb vom Krankenhaus. Die Innovation AlongHealth von Dr. Eduardo Salgado und Alexander Bartschke beruht auf eigenen Erfahrungen in OP und auf der Intensivstation – A New Area For Perioperative Care.
Die perioperative Journey umfasst ca. 6 Monate, wobei 30 % der Fälle Komplikationen entwickeln, die meist nach zwei Wochen nach der OP auftreten, wenn die Patienten nicht mehr auf der Station liegen. Dadurch entstehen drei Probleme für die Patient:innen: zu wenig Vorbereitung vor der OP, langer Aufenthalt im Krankenhaus zur Sicherheit nach der OP, ungeplante Wiederaufnahme in Notfällen. AlongHealth ist die erste KI-basierte perioperative Klinik und bietet 1. Personalisierte OP-Vorbereitung und Risikoanalyse, 2. Real-Time Remote Monitoring im Genesungsprozess, 3. Vorhersage und Risikomessung für eine ungeplante Wiedereinlieferung ins Krankenhaus.
Die Schlüsselkomponenten besteht aus den „Internet of Things“ Geräten, Datensammlung in der App für die Patient:innen mit Option der Interaktion zum med. Fachpersonal und dem Co-Piloten für Ärzt:innen zur Analyse und Darstellung der Daten, inkl. Interaktionsmöglichkeit zum Patient:in. Die Integration mit den gesamten Krankenhausplattformen wird zwar dauern, ist jedoch das Ziel, um alle Phasen der Genesung komplett abzudecken. Dadurch sollen kürzere Aufenthalte im Krankenhaus; eine höhere Patientensicherheit; weniger Komplikationen und weniger ungeplante Einlieferungen erreicht werden.
Dieses Vorhaben ist nicht alleine möglich und benötigt ein internationales Netzwerk, was bereits wächst.
Und Fabian Dworschak von anonetics referierte zu: „Verbesserung der Datentransparenz im Gesundheitswesen“.
Ein Überblick der weltweiten Entwicklung zu Datentransparenz zeigt die Notwendigkeit einer zentralen Datenverwaltung zur Steigerung des Wohls des Patienten und der Effizienz von Ärzt:innen. KI-gestützte Automatisierung von Entscheidungen wird besonders in den USA gefördert und finanziert. In Deutschland vergleichbar wenig Investition in Start-ups dieser Richtung.
Vorteile der Datentransparenz: Zugänglichkeit (durch Schnittstellen wie FHIR, DICOM und HLZ gemeinsames Netzwerk erstellen), Verständlichkeit (zur sinnvollen Nutzung durch KI als Werkzeug zur Unterstützung) und Vergleichbarkeit von Gesundheitsdaten (Bessere Entscheidungen durch Datenanalyse und transparentem Feedback).
Der Blick in die Zukunft: Digitale Register und Akten, KI-gestützte Modelle, Anonymisierte Dartenverarbeitung, Erkenntnisse für die Forschung und Vergleichsportale aufgrund von digitalen Daten ermöglichen. Ebenfalls die Behörden im Netzwerk des Gesundheitswesens mitdenken.
Die Herausforderungen in Deutschland sind weiterhin, dass der Datenschutz ist nicht standardisiert in verschiedenen Einrichtungen. Und IT-Sicherheit ist zu undurchsichtig und muss ebenfalls einheitlich an BSI-Standards orientiert werden.
„Die Patientensicherheit wird zukünftig von digitalen Innovationen und KI profitieren, wie unsere Referent:innen eindrücklich gezeigt haben“, kommentiert die APS-Vorsitzende Dr. Ruth Hecker die Veranstaltung.
Wir danken allen Referent:innen und Teilnehmenden für die spannenden Diskussionen! Auch dieses Mal gab es eine hohe Teilnehmer:innenzahl und wir freuen uns über das stetige Interesse an diesem online Format. Ebenfalls danke an unser Vorstandsmitglied Philipp Rodenberg für die Organisation und unserer Vorsitzenden Dr. Ruth Hecker für die Moderation der Veranstaltung.
Das nächste SafetyPinForum 5 wird am 14. Mai 2025 via Zoom stattfinden.
3. SafetyPin Forum des APS
Das dritte SafetyPin Forum fand am 4. September 2024 von 15.00-16.30 Uhr statt
Thematisch war das Forum der Auftakt zum Monat der Patientensicherheit, dem September! Denn am 17. September ist Welttag der Patientensicherheit. Daher steht das Forum unter der Überschrift: Mach Dich stark – Welttag der Patientensicherheit. Ihre Teilnahme haben die Referent:innen Nils Löber von Relyens und Dr. Monika Hermanns von vfa zugesagt. Sie werden vorstellen, was ihre Einrichtungen zum Welttag der Patientensicherheit planen, Beispiele der orangen Beleuchtung zum Welttag zeigen und auch weiteres Engagement ihrer Organisation zu Patientensicherheit darstellen.
Es ist dazu gedacht, eine direkte Austauschmöglichkeit zu dem wichtigen Thema Patientensicherheit zu ermöglichen und Menschen mit dem Aktionsbündnis Patientensicherheit in Verbindung zu bringen, die vielleicht das Thema interessant finden, aber bislang noch nicht so viel Berührungspunkte hatten.
Zweimal fand das Forum bereits statt mit sehr guter Teilnehmer:innenresonanz – zu den Themen „Was ist eigentlich Patientensicherheit“? und „Mitarbeiter:innensicherheit“.
2. SafetyPin Forum des APS vom 19. Juni 2024
Moderation: Philipp Rodenberg, APS-Vorstandsmitglied,
Stellvertretende Bereichsleitung Patientensicherheit, Qualitäts- & Risikomanagement, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein | UKSH
Begrüßung: Dr. Ruth Hecker, Vorsitzende Aktionsbündnis Patientensicherheit
Themen: Mitarbeitersicherheit
„Welchen Einfluss hat Mitarbeitersicherheit auf Patientensicherheit?“ Dr. Ruth Hecker, Chief Safety Patient Safety Officer Universitätsmedizin Essen mit freundlicher Unterstützung von Stefan Kuss und der European Patient Safety Foundation
„Erfahrungsbericht einer jungen Ärztin“ Henriette Gängel, Assistenzärztin für Innere Medizin.
„Safety-II Safety-Leadership: Komplexität in der Versorgung als Herausforderung für die Patienten- und Mitarbeitersicherheit, Effizienz und Qualität der Arbeit“ Prof. Dr. Stefan Schröder, APS-Vorstandsmitglied
„Wie sicher ist Pflege?“ PD Dr. Peter Nydahl, Pflegeforschung UKSH, angegliedert an den Vorstand für Krankenpflege und Patientenservice. Pflegewissenschaftler, Krankenpfleger, Praxisanleiter, Kurs- und Weiterbildungsleiter für Basale Stimulation, Pflegeexperte Menschen im Wachkoma
Anschließend: Diskussionsrunde
Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet und kann nachverfolgt werden unter diesem Link
1. SafetyPin Forum des APS vom 10. April 2024
Am 17./18. April fand der 6. Global Ministerial Summit on Patient Safety mit dem Motto “Bringing and sustaining changes in patient safety policies and practices“ in Santiago de Chile statt. In Episode 1 erläuterten, warum sich weltweite Gesundheitsexperten zu diesem Anlass 2024 in Chile trafen. Im Laufe dieser ersten Veranstaltung sollte deutlich werden, was eigentlich Patientensicherheit ist und wie groß sich der Verbesserungsbedarf darstellt. Gesundheitsexpert:innen und Gäste aus unterschiedlichen Hochrisikobereichen berichteten aus ihrer Perspektive und diskutierten mit den Teilnehmenden.
Es war die erste Online-Veranstaltung dieser Art als Auftakt zu einer ganzen Reihe an Veranstaltungen, die folgen sollen, um eine direkte Austauschmöglichkeit zu dem wichtigen Thema Patientensicherheit zu ermöglichen.
Moderation: Philipp Rodenberg aus dem Vorstand des Aktionsbündnis Patientensicherheit
Thema: Was ist eigentlich Patientensicherheit und wie groß stellt sich der Verbesserungsbedarf dar?
Mit Einblicken aus unterschiedlichen Hochrisiko-Umgebungen:
„Patientensicherheit und die Hochrisiko-Umgebung Krankenhaus“ Dr. Ruth Hecker, APS-Vorsitzende und Chief Safety Patient Safety Officer Universitätsmedizin Essen
„Erkenntnisse aus dem Risikomanagement der Luftfahrt“ Manfred Müller, Ehemaliger Flugkapitän und Leiter der Flugsicherheitsforschung der Lufthansa AG
„Flugbereit: Fehlermanagement und Kommunikation als wesentliche Punkte der Schulung und Ausbildung im Gesundheitswesen inspiriert von der Luftfahrt“
Cordula Pflaum, Ausbildungskapitänin für den Airbus A330/A340/A350. Führungskräfte-Trainerin „Sicherheitskultur in der Kernenergie und was man dafür auf die Patientensicherheit übertragen kann“ Dr. Matthias Aleff, Projektingenieur RWE
Anschließend: Offene Diskussionsrunde mit allen Teilnehmenden.
Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet und kann nachverfolgt werden unter diesem Link