Anästhesist, Intensiv- und Notfallmediziner Prof. Stefan Schröder ist seit vielen Jahren eine treibende Kraft. Zu seinem 60. Geburtstag blicken er und zahlreiche Weggefährten in einem Jubiläumssymposium zurück und nach vorne.

Wer im weltweiten Netz nach Düren sucht, stößt auf Begriffe wie „Tor zur Nordeifel“. Er stößt auf die einst blühende Papier- und Textilindustrie – und natürlich auf die Annakirmes. Dass die Stadt im Westen der Republik heute auch ein Hotspot für einen herausragenden Gesundheitsstandort ist, taucht in den prominenten Suchergebnissen (noch) nicht auf. Das könnte sich bald ändern. Denn Düren entwickelt sich immer mehr zu einem Zentrum für mehr Patientensicherheit. Verantwortlich dafür ist Prof. Schröder. Der aus Norddeutschland stammende Anästhesist, Intensiv- und Notfallmediziner ist seit 14 Jahren Chefarzt des Dürener Krankenhauses. Und genauso lange beschäftigt er sich dort mit der Frage, wie die Patientensicherheit weiter verbessert werden kann – gemeinsam mit seinem Team und einem inzwischen riesigen multiprofessionellen Netzwerk, das weit über Düren hinaus reicht und wirkt.

Der neue Ansatz „Safety-II“

Seinen 60. Geburtstag nahm Prof. Schröder zum Anlass, auf Erreichtes zurückzublicken und Perspektiven für die Zukunft zu skizzieren. Er machte das im Rahmen eines Jubiläumssymposiums – so wie es sich für einen Netzwerker und passionierten Lernenden und Lehrenden gehört. „Meilensteine in der Anästhesie und Intensivmedizin“ war die Veranstaltung überschrieben, zu der viele langjährige Wegbegleiter den Weg ins Kongresszentrum der Dürener Artemed-Klinik fanden. Dazu gehörte auch Dr. Tillmann Speer, Anästhesist im Klinikum Itzehoe. Er ist Mitautor des Buchs „Safety-II: Neue Wege zur Patientensicherheit“, mit dem er, Prof. Schröder und der Aachener Arbeitspsychologe Prof. Thomas Mühlbradt im vergangenen Jahr einen neuen wichtigen Denkanstoß gaben. Vom Risikofaktor Mensch zum Sicherheitsfaktor Mensch – so lässt sich der beschriebene Paradigmenwechsel in Kurzform beschreiben. Das bedeutet: Der bisherige Ansatz (Safety I), im Wesentlichen aus Fehlern zu lernen, wird erweitert durch das Erkennen, warum die Dinge in den allermeisten Fällen gut und richtig laufen – und genau daraus noch mehr Sicherheit und Widerstandskraft gegenüber möglichen Störungen zu entwickeln. Tillmann Speer stellte diesen Ansatz nach einem Blick auf die historische Entwicklung der Sicherheitsstrategien in der Medizin zur Diskussion. Sie wurde intensiv geführt. Denn Safety-II lässt auch neue, vielleicht effizientere Wege zu, die sich in den Leitlinien und SOPs, den Standardarbeitsanweisungen, so nicht abbilden lassen. Für den Gastgeber des Symposiums war es sicher eines der schönsten Geburtstagsgeschenke, wie lebendig und der Tragweite bewusst das Thema diskutiert wurde.  Schon als Schröder vor vielen Jahren das Simulationstraining in Düren etablierte und das aus der Luftfahrt stammende Crew Ressource Management für die Ausbildung seiner und anderer medizinischer Teams einsetzte, bewies er Innovationskraft. „Wir haben schon viel für die Sicherheit unserer Patientinnen und Patienten erreicht. Aber wir können immer noch besser werden“, sagt der Professor. Das treibt ihn an. Dafür wird er sich weiter engagieren und Netzwerke knüpfen – auch als Vorstandsmitglied des nationalen Aktionsbündnisses Patientensicherheit.

Fragen der Verantwortung und Ethik

Nach drei Jahrzehnten ärztlicher Tätigkeit sind Prof. Schröders Verbindungen eindrucksvoll, national und international. So kam mit Prof. Götz Wietasch auch ein Weggefährte aus dem niederländischen  Groningen nach Düren. Er skizzierte die Anästhesie-Historie „Vom Äther zur ´grünen` Anästhesie“. Narkosegase, die zum Treibhauseffekt beitragen, zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren, sei eine weitere wichtige Aufgabe des 21. Jahrhunderts für die Mediziner, die sich über ihr Fach hinaus engagieren und Verantwortung übernehmen. Um Fragen der Verantwortung und Ethik ging es auch im Vortrag von Priv.-Doz. Tilman von Spiegel, der sich nach seiner Zeit als Anästhesist und Intensivmediziner am Westküstenklinikum Heide „im Ruhestand“ intensiv der Palliativmedizin und Hospizarbeit widmet. Wer also könnte besser die Frage beantworten, ob Intensivmedizin und Palliativmedizin die jeweiligen Extreme der Behandlungsmöglichkeiten sind? Sie sind es nicht, lautete die eindeutige Antwort. „Klug entscheiden am Lebensende“ sei die Maxime, sagte von Spiegel. Und das bedeute, dass sich beide Disziplinen eben nicht in die Extreme des Alles-oder-Nichts begeben dürften, sondern abwägend und in offener Kommunikation mit Patienten und Angehörigen verantwortlich handeln müssten.

Erfolgsfaktoren

Den abschließenden Vortrag im von Prof. Rudolf Hering (Mechernich) moderierten Symposium hielt Brigitte Layer, Leitende Oberärztin in Prof. Schröders Dürener Team. Sie gab einen Überblick über all das, was im Krankenhaus Düren in Sachen Patientensicherheit bereits erreicht ist, und wo noch Potenziale schlummern, basierend auf einer Befragung des gesamten Teams. So wurde zum Ende noch einmal ganz deutlich, was ausschlaggebend für den Erfolg Prof. Schröders und seiner Mitstreiter in Sachen Patientensicherheit ist: sich nicht mit dem Erreichtem zufriedengeben, sondern immer selbstkritisch, aufmerksam, lernbereit und innovationsfreudig zu bleiben.

Bildunterschrift für das Gruppenfoto:

Die Referenten und Gastgeber des Jubiläumssymposiums (v.l.n.r. Doktores Schröder, von Spiegel, Layer, Wietasch, Speer und Hering).

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