Darmstadt, 13. Februar 2024. Die deutsche Wirtschaft steht unter Druck: Stagnation, Fachkräftemangel und steigende Kosten belasten Unternehmen und öffentliche Haushalte. Gleichzeitig bleibt das Potenzial eines entscheidenden Wirtschaftsfaktors ungenutzt: Gesundheit. Denn ein leistungsfähiges Gesundheitswesen hilft, die Herausforderungen des demografischen Wandels zu meistern und stärkt die gesamtwirtschaftliche Entwicklung.

Doch ohne entschlossenes Handeln droht das Gegenteil: Die steigende Krankheitslast einer alternden Bevölkerung gefährdet den Wohlstand – eine Entwicklung, die gezielte wirtschaftspolitische Maßnahmen erfordert. Führende Expert:innen des Gesundheitswesens rufen daher parteiunabhängig dazu auf, Gesundheit als Fundament für nachhaltiges Wachstum und wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit in Deutschland und Europa zu stärken.

Gesundheit als wirtschaftliche Notwendigkeit

„Gesundheit ist der Schlüssel für eine stabile und prosperierende Gesellschaft“, sagt Prof. Dr. Dennis A. Ostwald, CEO von WifOR Institute und einer der Autor:innen des Papiers. „Gesundheitspolitik ist daher nicht nur eine soziale, sondern auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit, um den Herausforderungen des demografischen Wandels zu begegnen und langfristig das wirtschaftliche Wachstum zu sichern.“

Das Positionspapier zeigt, wie eine proaktive Gesundheitspolitik das Potenzial hat, die Lebensqualität der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern und gleichzeitig in hohem Maße zur gesamtwirtschaftlichen und sozialen Stabilität beitragen kann. „Dies ist insbesondere in strukturschwachen Regionen wichtig, die von den Folgen von Abwanderung, Fachkräftemangel, fehlender Digitalisierung und unzureichender medizinischer Versorgung am stärksten betroffen sind“, sagt Dr. Helmut Hildebrandt, Vorstand der OptiMedis AG.

Forderungen der Expert:innen

Die Autor:innen fordern konkrete Reformen in mehreren Bereichen:

  1. Gesundheit als Rückgrat der Wirtschaft und Gesellschaft: Das Gesundheitssystem kann dabei helfen, die demografischen Herausforderungen zu meistern und die gesamtwirtschaftliche Stabilität zu sichern. Mit einem Anteil von rund 12 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP) und mehr als 8 Millionen Beschäftigten trägt die Gesundheitswirtschaft bereits substanziell zur Stabilisierung der Wirtschaft bei – mit noch weiterem ungenutzten Potenzial.
  2. Prävention als Wachstumsmotor: Durch die Vermeidung von Krankheiten können nicht nur Gesundheitskosten gesenkt, sondern auch die Arbeitsfähigkeit und Produktivität der Bevölkerung gesteigert werden. Ein verstärkter Fokus auf Prävention ist ein zentraler Hebel für die langfristige finanzielle Stabilität des Gesundheitssystems und eine gesunde Gesellschaft.
  3. Digitalisierung als Innovationstreiber: Technologien wie Künstliche Intelligenz, Big Data und Telemedizin bieten die Möglichkeit, die Gesundheitsversorgung effizienter und effektiver zu gestalten. Diese Technologien können nicht nur die Behandlungsqualität verbessern, sondern auch zur Prävention und einer besseren Vernetzung der Gesundheitsakteure beitragen, vor allem dort, wo die medizinische Versorgung schwer zugänglich ist.
  4. Bewältigung des Fachkräftemangels: Eine neue Aufgaben- und Verantwortungsteilung im Gesundheitswesen sowie gezielte Maßnahmen zur Anwerbung und Bindung von Fachkräften sind unerlässlich, um den Fachkräftemangel in der Gesundheitsbranche zu überwinden und eine zukunftsfähige Versorgung sicherzustellen. Dies wiederum hilft, die Arbeitsfähigkeit der Bevölkerung in Deutschland sicherzustellen und hat zudem einen positiven Effekt auf die Wirtschaftsentwicklung insgesamt.

Die Expert:innen plädieren für eine nachhaltige Strategie der Politik, die Gesundheit nicht als Kostenfaktor, sondern als Investition in die gesamtwirtschaftliche Stabilität versteht.

„Der Handlungsaufruf zeigt wichtige Punkte für eine bedarfsgerechte und sichere Gesundheitsversorgung auf. Diese stärken die Resilienz im Gesundheitswesen durch mehr Patientensicherheit und eine bessere Gesundheitskompetenz der Menschen“, so Dr. Ruth Hecker, Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit.

„Gerade im Hinblick auf die notwendigen Reformen, die zum Teil durch die Krankenhausreform bereits angestoßen wurden, brauchen wir jetzt Investitionen durch die Öffentliche Hand, um Ambulantisierung und Transformation der Strukturen zukunftsfähig zu gestalten“, ergänzt Annette Hempen, Stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes der Arzt-, Praxis- und Gesundheitsnetze (AdA).

Das vollständige Positionspapier finden Sie hier: www.wifor.com/uploads/2025/02/Mit-Gesundheit-aus-der-Wachstumskrise.pdf

Die Autor:innen:

  • Prof. Dr. Dennis A. Ostwald, CEO, WifOR Institute
  • Prof. Dr. Josef Hilbert, Direktor Emeritus, Institut Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule
  • Dr. Ruth Hecker, Vorsitzende Aktionsbündnis Patientensicherheit
  • Dr. h.c. Helmut Hildebrandt, Vorstandsvorsitzender, OptiMedis AG
  • Dr. med. Matthias Suermondt, Executive Partner, Die BrückenKöpfe
  • Dr. Sandra Zimmermann, Head of Scientific Dialogue, WifOR Institute
  • Heinz Riederer, Inhaber, iNG Innovation
  • Annette Hempen, Stellvertretende Vorsitzende, Bundesverband der Arzt-, Praxis- und Gesundheitsnetze (AdA)
  • Hatice Kücük Beton, Executive Director, The G20 Health & Development Partnership, CEO, Sovereign Strategy
  • Sonja Haut, Autorin “The Case for Impact”
  • Dr. Claus W. Biermann, Senior Berater Kommission Gesundheitswirtschaft, BWA, Arbeitskreis Gesundheit, Ghorfa e.V.
  • Dr. Alexia Zurkuhlen, Vorständin, Kuratorium Deutsche Altershilfe e.V.

Mit Unterstützung von:

  • Marion Bley, Geschäftsführerin, GewiNet Kompetenzzentrum Gesundheitswirtschaft e.V.
  • Jürgen Graalmann, Geschäftsführender Gesellschafter, Die BrückenKöpfe
  • Dr. Thomas Götz, Staatssekretär a.D. in Brandenburg und Berlin
  • Wolf-Dietrich Trenner, Vorstand, AK Down-Syndrom Deutschland e.V.
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